Colloquium in der Akademie Sankelmark vom 14. bis 16. März 2003 in Sankelmark
Der Bund der Vertriebenen, Hort der Erinnerung an Flucht und Vertreibung der Deutschen aus ihren Heimat- und Siedlungsgebieten im Osten, fordert für die alte und neue Hauptstadt Berlin ein Zentrum für (oder gegen) Vertreibung. Es solle Mahnung gegen das Vergessen sein und vor neuem Unrecht und neuem Heimatverlust warnen. Skeptiker fürchten vordergründige Interessen der Vertriebenenorganisationen, Einseitigkeit des Gedächtnisses, Ausklammerung von Schuld, Aufrechnung von Verbrechen – und dies allzu nahe dem Mahnmal des Holocaust. Andere plädieren für eine Europäisierung des Gedenkens, die Dokumentation von Vertreibung wo auch immer, und wollen ein solches Zentrum in Breslau errichten. Unser Colloquium will ein Forum bieten für Pro und Contra, im Dialog mit den Nachbarn und allen Betroffenen. Albrecht/Pletzing
Auf Einladung der Academia Baltica Lübeck hatten Herr Karl Lau und Herr Hilmar Warnkross als Vertreter unseres Fördervereins „Gedächtniskirche Rosow“ die Möglichkeit, an diesem Colloquium teilzunehmen.
Entsprechend der Programmankündigung konnten wir die unterschiedlichen Gesichtspunkte zu Einrichtung einer Gedenkstätte für Flucht und Vertreibung erfahren. So z. B. die Darstellung durch Frau Sibylle Dreher für den Bund der Vertriebenen. Der Bund der Vertriebenen plant, ein Zentrum gegen Vertreibung in Berlin zu schaffen.
Konkrete Vorstellungen zu den Zielen, Inhalten und zur Trägerschaft bestehen bereits und wurden auch vorgestellt.
Abweichend zu diesem Standpunkt vertritt Herr Markus Meckel als Mitglied des deutschen Bundestages die Auffassung, dass ein Europäisches Zentrum gegen Vertreibung in Breslau oder an einen anderen Ort errichtet werden soll. Er sieht die Europäische Flüchtlings- und Vertreibungsbewegung des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart als Schwerpunkt dieses Zentrums.
An der kontroversen Diskussion der Befürworter und Gegner beteiligten sich namhafte deutsche und polnische Historiker, deutsche, polnische und tschechische Jugendliche und Studenten sowie Vertreter der betroffenen Flüchtlingsgenerationen. Von den unterschiedlichen Positionen wurde nicht abgewichen, sodass kein Konsens erreicht wurde.
Im weiteren Verlauf des Colloquiums hatten wir die Möglichkeit unser Projekt „Gedächniskirche Rosow- Deutsch-Polnische Gedenkstätte für Flucht, Vertreibung und Neuanfang“ vorzustellen, gleichzeitig konnten wir auch durch Bildmaterial auf bisherige Aktivitäten hinweisen. Durch die überaus positiven Reaktionrn aller Colloquiumsteilnehmer zu unserem Projekt wurden wir in unserem Bestreben, eine Gedenkstätte in Rosow zu errichten, bestätigt.
Es ermutigt uns weiter, an der Umsetzung dieses Vorhabens zu arbeiten. Nach unserer Auffassung sollte unser Projekt, wie auch weitere mögliche Vorhaben, in einen Gedenkstättenverband integriert und durch einen gemeinsamen Träger begleitet werden. Da jedoch der Zwiespalt zwischen dem Bund der Vertriebenen und der Bundespolitik zur Zeit unüberwindbar scheint, werden wir zunächst an unserem Konzept weiterarbeiten und unsere eigenen Ideen weiterenwickeln.
Wir sind sehr froh darüber, dass wir durch diese Veranstaltung den Historiker Herrn Dr. Mathias Beer, Tübingen und Herrn Dr. Kazimierz Woycicki, Leipzig für unser Projekt gewinnen konnten.
Wir möchten uns nochmals bei Herrn Dr. Dietmar Albrecht, Lübeck und Herrn Dr. des. Christian Pletzing von der Academia Baltica, Lübeck für die Teilnahme an dieser Veranstaltung herzlich bedanken und wünschen Ihnen sowie allen anderen Colloquiumteilnehmern alles Gute und erhoffen uns, ein baldiges Wiedersehen.
Karl Lau, Fördervereinsvorsitzender
Unter der Schirmherrschaft von Frau Prof. Johanna Wanka, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und Herrn Prof. Wolfgang Huber, Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg wurden in diesem Jahr 2003 wieder 10x 2500 Euro als Starthilfe für verschiedene Fördervereine unserer Region vergeben. Gefördert wird dieses Projekt von der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart. Im feierlichen Rahmen erhielten am 27. Juni 2003 zehn Kirchen-Fördervereine ein "Startkapital" von 2.500 Euro.
In Brandenburg bestehen inzwischen weit über hundert Fördervereine für Kirchen - sie leisten eine wichtige Arbeit für die Erhaltung der wertvollen Gebäude, sie wirken bei der "Aneignung dieses Erbes", sie bereichern das kulturelle und gesellschaftliche Leben ihrer Kommunen. Die Leistungen dieser Vereine und Initiativen ist inzwischen vielerorts unersetzbar geworden. Stellvertretend für die anderen neuen Fördervereine bedankte sich der Rosower Bürgermeister Karl Lau für die finanzielle Starthilfe. In seiner Dankesrede unterstrich er diesen Betrag als „Ermutigung zur Weiterarbeit an einer guten Sache“. Seine und die Zielsetzungen des Fördervereins der Gedächtniskirche Rosow stellte er heraus und erinnerte dabei an die Bedeutung dieses Zentrums für die europäische Jugend.
„Durch ständige Ausstellungen wollen wir unseren Kindern eine Erinnerung geben, die an das Leid infolge der Kriege erinnert. Dieser Geschichtsabschnitt war im Ausmaß so gewaltig, so brutal und furchtbar, dass er immer vor Augen gehalten werden muss. An dieser Stelle ist der Stätte der Erinnerung und inneren Meditation die Kirche der richtige Raum. Wir möchten, dass an diese Zeit erinnert und gedacht wird. Gleichzeitig soll es ein Vertrauensangebot an unsere polnischen Nachbarn sein, so dass der europäischen Gedanke sich weiter entwickeln kann,“ so der Bürgermeister. Im weiteren Verlauf der Preisverleihung wurden interessante Gespräche mit Vertretern des Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, der evangelische Kirche Berlin und Brandenburg und den Vertretern der Robert - Bosch - Stiftung Stuttgart geführt. Hierbei wurden Möglichkeiten weiterer Unterstützungen eröffnet, so dass das gemeinsames Ziel der Weiterentwicklung der Idee und Durchführung „Gedächtniskirche Rosow“ wieder ein gutes Stück voran gekommen ist.
(Burkhard Lau, 21.7.2003
Der Förderverein Gedächtniskirche Rosow führt seit seiner Gründung wieder Veranstaltungen im Gotteshaus durch. Zu diesem Zweck wurde der Innenraum hergerichtet und wird rege genutzt.
Einen Tag vor Himmelfahrt konnte Vereinsvorsitzender Karl Lau im Beisein polnischer Künstler und zahlreicher Gäste aus der Region eine Ausstellung in der Kirche eröffnen. Vier Künstler aus dem polnischen Stargard zeigen Bilder, die die Schönheit ihrer Landschaft, der Stadt und der Natur widerspiegeln.
Für Vereinsvorsitzenden Karl Lau eine besondere Freude, drei der ausstellenden Künstler in der Rosower Kirche begrüßen zu können. "Mit dem Öffnen der Kirche sind wir als Verein bemüht, in den Räumen auch was zu zeigen und ich freue mich, dass es diesmal Bilder aus dem Nachbarland sind", so der Vereinsvorsitzende. "Wir als Verein arbeiten weiter an unserem Spezialthema zu Flucht, Vertreibung und Neuanfang und wollen mit der Aufarbeitung dieses Lebensabschnittes vieler deutscher und polnischer Bürger ihre Vergangenheit lebendig halten vor allem für die junge Generation." .
Ludmila Siwinska, eine der Malerinnen, ist begeistert von der Kirche und sie bedankte sich beim Förderverein, dass sie und die anderen Künstler in Rosow ausstellen können. Sie zeigt unter anderem zwei Bilder, den Blick auf Manhattan mit dem World Trade Center und demgegenüber Stahlbeton, Schutt und Feuer. Mit ihren Arbeiten will sie an den 11. September 2001 erinnern.Slawomir Preis holte sich seine Impressionen in Kuba auf einer Bananenplantage und stellt diese in zwei Varianten vor. Sehr schön auch die Pferdeporträts, die kleinen Grafiken und die idyllischen Landschaftsmalereien. Die Bilder dieser Ausstellung kann man übrigens käuflich erwerben.
Darauf haben viele Rosower Christen gewartet. Nach ca. 35 Jahren wurde in der Kirche in Rosow wieder ein Gottesdienst abgehalten. Der Höhepunkt dieses Gottesdienstes war gleichsam die Taufe von drei Täuflingen, Eltern und ihrem Kind.
Pastor Warnkross erinnerte an diesem denkwürdigen Tag, der nicht von der Geschichte dieser Kirche getrennt gesehen werden darf.
Ausgestaltet wird dieser Gottesdienst mit einer Ausstellung durch Werke der Künstlerin Ludmilla Schiwinska und Herrn Vladomir Preiss aus Stargard. Gezeigt werden unterschiedliche Ansichten von Landschaften und Städten. Beeindruckend hierbei ist die Manhatten Silhouette vor und nach dem 11. September 2001.
Darüber hinaus zeigt die Jugendgruppe Rosow ihre Werke, die Sie unter Anleitung von Frau Petra Apel angefertigt hat
Es ist schon ein geschichtliches Ereignis, dass in einer Kirche, die 30 Jahre nicht genutzt wurde, wieder Leben einzieht. Möglich wurde das durch den Förderverein "Gedächtniskirche Rosow", der es sich zum Ziel gemacht hat, in diesen historischen Mauern ein deutsch-polnisches Begegnungszentrum zu eröffnen und in diesem Rahmen die Kirche zu sanieren und damit zu erhalten. Bereits im vergangenen Jahr konnte im Kirchenschiff eine erste Ausstellung gezeigt werden.
Inzwischen fanden auch wieder ein Gottesdienst mit Taufen, Gesprächsrunden und weitere Ausstellungen statt. Am Vorabend des Rosower Sommerfestes vergangenes Wochenende gab es nun ein erstes Konzert in der Kirche. Das Schwedter Bläserquartett "Schwedt-Brass" mit Mirko Schreiber, Andreas Zühlke, Joachim Dürichen und Christoph Lipke erfreute mit klassischer Musik. Zum Einsatz kamen Trompete, Flügelhorn und Posaune.
Eine Förderung ist beantragt, noch gibt es keine Zusage, aber eins konnte Bürgermeister und Fördervereinsvorsitzender Karl Lau in Erfahrung bringen. "Eine Bestätigung konnte mir die Verantwortliche noch nicht geben, aber sie meinte, wir sollen uns um die Eigenmittel bemühen. Ich finde ein gutes Zeichen." Der Abend klang bei einem Gläschen Wein im Kirchgarten aus, den die Mitglieder des Fördervereins so richtig romantisch mit Fackeln, Lichterketten und selbstgefertigten Windlichtern hübsch hergerichtet hatten. In einem war man sich einig, es war nicht das letzte Konzert.
Marita Poschitzki
MOZ
Feuerwehrtechnik en gros gab es zum Rosower Sommerfest auf der grünen Wiese. Fahrzeuge aus Mescherin, Radekow, Neurochlitz, Rosow und aus der polnischen Gemeinde Kobylanka boten Auto und Technik zum Anfassen.
Die Kleinen konnten malen und basteln, mit dem Mini-Auto oder der Kutsche fahren und sich schminken lassen. Am Rosower Sommerfest nahmen auch polnische Gäste aus Stargard und Kobylanka teil.
Am Rande wurden nächste Vorhaben der weiteren Zusammenarbeit diskutiert. So ist unter anderem geplant, ein Faltblatt über Orte diesseits und jenseits der Oder zu erstellen. Polnische Künstlerinnen hatten im Vorfeld Anwesen in Rosow gemalt und die herrlichen Bildchen fanden reißenden Absatz bei den Bewohnern.
In die Herzen der Zuschauer sang sich an diesem Nachmittag der erst neunjährige Philipp Riemer aus Mewegen bei Löcknitz, der kürzlich in Uckermünde bei einem Singewettstreit den 2. Platz belegen konnte. Angetreten ist er gegen 17- und 18-Jährige und weil er auch dort mit seiner Stimme überzeugte, wird der Veranstalter nicht nur mit dem Erstplatzierten eine CD aufnehmen, sondern auch mit dem kleinen Philipp, der bereits einige Auftritte hinter sich hat. So stand er bei der Expo 2000 in Hannover und bei der Landwirtschaftsausstellung auf der Bühne. Er geht in die 3. Klasse, spielt auch Fußball und hat sich hinter dem Haus seiner Eltern einen kleinen Garten angelegt.
Marita Poschitzki
MOZ